
Das ZDF zeigt:
Terra X: Die Welt der Ritter
Dreiteilige Dokumentationsreihe
ab 27. April 2014, jeweils sonntags, 19.30 Uhr
In einem aufwendigen Dreiteiler lässt „Terra X“ die Welt der Ritter detailreich auferstehen. Neue technische Möglichkeiten bilden die Grundlage fotorealistischer Szenerien mit lebensnaher Action. Experimente und High-Speed-Kameraaufnahmen zeigen, wie ein Kettenhemd gegen Schwerter und Pfeile schützte oder was passiert, wenn zwei Ritter im Turnier aufeinander krachten.
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Teil 1: Männer aus Eisen
Sonntag, 27. April 2014, 19.30 Uhr
Wann wurde aus dem Reiter ein Ritter? Diese Frage beschäftigt die Forschung seit Jahrzehnten. Einer der ersten wahren Ritter könnte Heinrich Tangel aus Tannroda in Thüringen gewesen sein. Mit seiner Geschichte beginnt die „Terra X“-Zeitreise in die „Welt der Ritter“.
Gefahr droht. Jahr für Jahr ziehen ungarische Reiterhorden morÂdend und brandschatzend durch deutsche Lande. In der Not ruft König Otto im Jahr 955 zur entscheidenden Schlacht. 7000 PanÂzerreiter versammeln sich auf dem Lechfeld, um den Feind endÂgültig zu schlagen. Einer der tapferen Kämpfer ist Heinrich Tangel aus Tannroda. Wie viele andere in Ottos Heer ist er zunächst kein Ritter, sondern ein schlichter Kämpfer auf einem Pferd. Als Ritter bezeichnete man zunächst vor allem die Berufssoldaten zu Pferd. Tangel hingegen war ein freier Bauer, der nur in Kriegszeiten zum Waffendienst verpflichtet war und ansonsten seine Felder beÂstellte. Das Schicksal von Männern wie Heinrich interessiert WisÂsenschaftler heute ganz besonders, weil zu seinen Lebzeiten das Rittertum, wie wir es uns heute vorstellen, erste Formen annahm.
Nach der gewonnenen Schlacht zeichnet König Otto die erfolgreiÂchen Kämpfer aus und „befördert“ viele nichtadelige Reiter durch die Schwertleite zu Rittern. Diese Möglichkeit des sozialen AufÂstiegs war außergewöhnlich. Adlig war man von Geburt, aber Ritter konnte man durch Tüchtigkeit werden. Allerdings gehörte auch das nötige Kleingeld dazu. Die Ausrüstungskosten waren enorm. Das Pferd allein kostete so viel wie zwölf Kühe, die BewaffÂnung mehr als doppelt so viel. Den Gegenwert von 45 bis 50 KüÂhen hatte kaum ein freier Bauer übrig, für eine neue ExistenzÂgründung als Ritter.
Im „Terra X“-Experiment prüfen wir, was ein Ritter für sein Geld erwarten durfte. Eine High-Speed-Kamera erlaubt einen nie geÂsehenen Blick darauf, wie genau ein Kettenhemd gegen SchwerÂter und Pfeile schützte. Rechtsmediziner Prof. Markus A. Rothschild und Militärhistoriker Roland Schewe kommentieren die Ergebnisse. Gegen Schwerthiebe und -stiche bot das Kettenhemd ausreichend Schutz, etwa wie eine Kevlarweste, die heute SolÂdaten und Polizisten tragen. Als dann allerdings verbesserte Langbögen und Armbrüste ins Spiel kamen, hatte das KettenÂhemd ausgedient. Nur der Ritter in Vollpanzerung war gegen die Fernwaffen einigermaßen geschützt.
Heinrich hatte Glück, er erhält von seinem König eine Burg samt Land und Leuten. Sie sichert sein Einkommen. Wie im Mittelalter eine Burg gebaut wurde, zeigt „Terra X“ in einem einzigartigen Langzeit-Experiment in Guédelon bei Paris. Hier wird eine Burg Stein für Stein nur mit mittelalterlichen Werkzeugen gebaut. WaÂrum nur ein Bruchteil der europäischen Burgen heute noch erhalÂten ist, zeigt eine spektakuläre 3D-Animation der Belagerung und Stürmung einer frühen Burg, die so manchen „Burgirrtum“ widerÂlegt.
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Teil 2: Für Ruhm und Ehre
Sonntag, 4. Mai 2014, 19.30 Uhr
Die Kreuzzüge machten aus dem frühen Reiter endgültig den „miles christianus“, den christlichen Ritter. Als Papst Urban im Jahr 1095 in der Kathedrale von Clermont Ferrand zum ersten Kreuzzug aufrief, legte er nicht so viel Wert auf die Herkunft der Recken, sondern mehr auf die Entschlossenheit, gegen die HeiÂden zu kämpfen und Jerusalem zurückzuerobern. „Wer Räuber war, kann Ritter werden“, versprach Urban, und Zehntausende folgten seinem Ruf. Viele weitere Kreuzzüge sollten noch komÂmen. Während der ersten beiden quälten sich gewaltige HeerÂscharen aus Europa auf dem Landweg rund um das Mittelmeer durch endlose Wüstengebiete. Immer wieder wurden sie unterwegs von Wegelagerern und Feinden aus dem Hinterhalt angegriffen. Erst als die Seefahrerstädte Genua und Venedig neue Transportschiffe entwickelt hatten, konnten Ritter auch „Kreuzfahrten“ ins Heilige Land buchen – ein gewaltiges GeÂschäft. Immer mehr Ritter wählten schließlich den Seeweg, unter ihnen Heinrich von Neuffen.
Im zweiten Teil der „Terra X“-Reihe „Die Welt der Ritter“ überlässt Heinrich seiner Frau Adelheid die Verwaltung der heimischen Burg und bricht unter dem Stauferkaiser Friedrich II zum fünften Kreuzzug auf. Seine Seereise hatte er sich allerdings anders vorÂgestellt. Der Transport von Rittern und ihren Pferden auf dem Mittelmeer war zwar eine logistische Meisterleistung, aber längst keine Vergnügungsfahrt. Im Bauch riesiger Transportschiffe saÂßen Pferde und Ritter gleichermaßen in der Falle. Piraten und Stürme hatten leichtes Spiel, Schiffbrüche waren nicht selten. Wer überlebte, war schwach von der Seekrankheit und dem fauliÂgen Wasser an Bord. Von Neuffen jedoch hatte Glück: Er überÂstand nicht nur die Überfahrt, sondern auch den Kreuzzug. Schließlich kehrte er gesund und beladen mit Souvenirs aus dem Heiligen Land zu seiner Burg zurück.
Dass die Ehefrau die Herrschaft über eine Burganlage und den zugehörigen Landbesitz übernimmt, ist nicht die Regel, kam aber vor. Die eine oder andere Burgherrin musste sogar Feinde abÂwehren und Belagerungen überstehen. Quellen belegen solche Auseinandersetzungen. Sogar im Gerichtskampf durften Frauen ihr Recht durchsetzen – auch gegen Männer. In seinem berühmÂten Fechtbuch erklärt beispielsweise der Fechtmeister Hans Talhoffer nicht nur den Männern, wie ein Gerichtskampf zu geÂwinnen ist, sondern widmet ein ganzes Kapitel den speziell für Frauen empfohlenen Techniken.
Wunschbild der mittelalterlichen Männer scheinen solche Frauen aber nicht gewesen zu sein. Der damals in Mode gekommene Minnesang beschwor ein ganz anderes Frauenbild: Die bewunÂderte Frau, die sogenannte „Minneherrin“, wird stets als schön, edel und gut gekleidet beschrieben. Sie bleibt zu jeder Zeit daÂmenhaft zurückhaltend, und ihr Minneritter ist gezwungen, sie aus der Ferne anzubeten. Analog zur Gottesliebe des Kreuzritters wird vom Minneritter reine Liebe für seine Herrin erwartet.
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Teil 3: Die Letzten ihrer Art
Sonntag, 11. Mai 2014, 19.30 Uhr
Längst wäre er vergessen, hätte ihn nicht ein ganz und gar unritÂterlicher Satz berühmt gemacht: Götz von Berlichingen. Er gilt als Räuber, bestenfalls als Raubritter, der seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als Recht durch Fehde, Überfälle und LösegelderÂpressung bestritt. Und doch ist er einer der letzten echten Ritter. Er verhält sich gar nicht so viel anders als seine StandesgenosÂsen in den Jahrhunderten zuvor, aber die Welt der Ritter hatte sich im 16. Jahrhundert verändert. Sein Handeln passt nicht in die neue Zeit und er wird immer wieder mit Strafen belegt. Auch Kaiser Maximilian, der sich selbst als „den letzten Ritter“ beÂzeichnete, knüpfte ebenfalls an ritterliche Traditionen an – zuminÂdest auf dem Hobbysektor. Er veranstaltete glanzvolle Turniere und versuchte sich sogar als Dichter von Ritterromanen, im Alltag jedoch war Maximilian kein mittelalterlicher Ritter mehr, sondern ein moderner Fürst. In der Kriegsführung setzte er auf ein Heer aus Landsknechten, denn Ritter von Stand waren ihm viel zu teuer und nicht effektiv genug. Außerdem begeisterte er sich sehr für moderne Technologie und entwarf sogar selbst Kanonen. Seine Kavallerie bestand längst nicht mehr nur aus Rittern. Wer ein guter Kämpfer war, durfte in der Reiterei bleiben, ansonsten ersetzten nicht adlige Berufskrieger den Ritter von Stand.
Ein halbes Jahrtausend beherrschten die Ritter das Kriegsgeschehen, aber mit Maximilian ging das Zeitalter der „Männer in Eisen“ zu Ende. Götz beruft sich zwar noch auf die „alten ritterlichen Rechte und Pflichten seines Standes“ und behauptet: „Wo immer Unrecht ist, nehme ich mich der Sache an.“ Tatsächlich verhalf er seinen Hintersassen zu Recht, trieb Buß- und Strafgelder ein und sorgte für Schadensersatz. Sogar mit der reichen Stadt Nürnberg, mit Bischöfen und Fürsten legte er sich an – natürlich immer gegen eine entsprechende Beteiligung. Was aus mittelalterlicher Sicht das Recht des Ritters war, wurde zu Beginn der Neuzeit zum kriÂminellen Delikt.
Maximilian dagegen war gewissermaßen der erste „Freizeitritter“ der Geschichte und nahm damit alle modernen Ritter-Events und Onlinespiele vorweg. Tatsächlich waren seine Turniere vor allem eine großartige Show, ein sportliches Großereignis, das die BeÂsucher aus ganz Europa anlockte. Und so ein „Ritter-Grand-Prix“ des Mittelalters war mindestens genau so gefährlich, wie moderne Autorennen. Immer wieder stürzten sich Ritter bei diesem „Extremsport“ zu Tode oder wurden von splitternden Lanzen verletzt.
Was im Detail passiert, wenn zwei Ritter aufeinander krachen, zeigt „Terra X“ in einem spektakulären Experiment in einer Crashtest-Anlage. So mancher Helm, der eigentlich schützen sollte, führte im Turnier zum Genickbruch. Wer es sich leisten konnte, ließ eine Genickstütze an Helm und Panzer schrauben – auch eine Erfindung des Mittelalters.
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Weitere Informationen Unter www.terra-x.zdf.de können die Zuschauer in einem interÂaktiven Modul die 3D-animierte Burgbelagerung und die 23 „RitÂter-Wikis“ aus den Sendungen, kleine animierte Erklärstücke aus dem Leben der Ritter, abrufen. |